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Nichts deutete darauf hin, daß der 03.08.02 der grausamste Tag unseres Lebens werden würde.

Wenn ich geahnt hätte, dass ich Marcel,  als er am Abend des 02.08.02 das Haus verließ, NIE WIEDER lebend sehen würde.............

Seit etwa 3 Wochen hatte Marcel eine neue Freundin, die schon im Besitz eines Führerscheines war. Wir kannten das Mädchen nicht näher. Hätten wir damals gewusst, was wir heute wissen, ich hätte Marcel zurückgehalten, ihn fest an mich gedrückt und gesagt: “Steig nicht in dieses Auto“.

„Sie“ kam gegen 21.00 Uhr zu uns nach Hause und fuhr dann zusammen mit Marcel gegen 21.45 Uhr los. In eine Disko wollten sie. Ich sehe Marcel noch vor mir, er hob die Hand in die Höhe und sagte: “Also, tschüß dann“. Und ich antwortete:“Ja, tschüß und..........fahrt langsam“.

Es war genau das zweite Mal, dass ich mich schlafen legte, obwohl Marcel noch nicht zu Hause war.

Ich wachte mitten in der Nacht auf, als Jürgen mit einem Satz aus dem Bett sprang und zu dem offenstehenden Schlafzimmerfenster lief. Im Hof hörten wir unseren Hund bellen. Jürgen schrie:“ Unten steht die Polizei“ und rannte an mir vorbei. Ein Blick auf die Uhr, es war 4.30 Uhr. Mit Herzklopfen lief ich ihm hinterher. Er schloß das Hoftor auf, ein Mann und eine Frau in Zivil kamen langsam herein. Als ich ihre Gesichter sah, war mein erster Gedanke – MARCEL. Ich fragte mit zitternder Stimme:“ Hatte Marcel einen Unfall ?“, der Mann schaute mich kurz an und sagte leise:“ Gehen wir nach oben“. Ich schüttelte den Kopf in kleinen, schnellen Bewegungen hin und her und sagte:“Er ist aber nicht tot“, und als der Mann wieder ganz leise, kaum hörbar sagte:“Gehen wir nach oben“, fing ich an zu schreien. An die nächsten Minuten kann ich mich nicht mehr erinnern.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich noch geschrien habe. Irgendwie waren wir auf einmal in unserer Wohnung. Dieser Mann und die Frau waren vom Kriseninterventionsdienst. Sie sagten, Marcel und dieses Mädchen hätten einen Unfall gehabt und Marcel sei tot. Ich sah die beiden an und sagte: „Das glaube ich nicht, Marcel ist nicht tot“, stand auf und rannte an ihnen vorbei ins Obergeschoß zu seinem Zimmer. Sein Zimmer.................aber  Marcel war nicht da, das Bett war leer...................

Nur ganz am Rande habe ich die Einzelheiten, soweit diese beiden Menschen sie wussten, mitbekommen. Ich saß da und starrte einfach vor mich hin, hab´ immer wieder nur gestammelt, ....das ist nicht wahr,  das darf nicht wahr sein. Aber es war grausame Wirklichkeit.

An diesem Samstag waren wir alle zu einer Hochzeit eingeladen.
Plötzlich bemerkten wir durch das Klappern der Schranktüren, dass Daniel offenbar aufgewacht war. Er kam ins Zimmer gerauscht und sagte ganz euphorisch: „Mama, meine schwarze Hose habe ich schon an, soll ich auch mein Hemd gleich anziehen?“ Ich antwortete ihm leise: “Nein mein Schatz, wir gehen heute zu keiner Hochzeit“. Enttäuscht fragte er: „Aber wieso denn nicht, wir sind doch eingeladen?“. Jürgen und ich sahen uns an, standen auf, nahmen Daniel in unsere Mitte und versuchten, das Unbegreifliche auszusprechen. Daniel fing an, fürchterlich zu weinen, Jürgen liefen die Tränen unaufhaltsam über´s Gericht, ich heulte verzweifelt und glaubte in diesem Moment, es zerreist mich innerlich. Der eigene Schmerz war kaum auszuhalten und dann zu sehen, wie Dani und Jürgen in Tränen aufgelöst, da saßen......

In den nächsten Tagen, an die ich mich nur bruchstückhaft erinnern kann, erfuhren wir dann durch die Polizei einen Teil davon, wie sich der Unfall nach Aussagen der Fahrerin zugetragen haben soll. Anfangs glaubten wir alle noch an einen „tragischen“ Unfall, bis wir Wochen später über die näheren Einzelheiten informiert wurden. 


Dienstag nachmittags um 17.45 Uhr wurden wir vom Bestatter davon unterrichtet, dass Marcel nun „hier“ sei und wir zu ihm können. Dieser Moment....am Sarg seines Kindes zu stehen, ich glaubte, durchdrehen zu müssen, wollte einfach nicht begreifen, was ich sah. Ein großer Teil von mir selbst ist mit Marcel gestorben. Da lag mein Kind mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen. Der Schmerz bei diesem Anblick läßt sich in Worten nicht ausdrücken.


                März 2002                                                                   

                                                                   

 
   
   
   
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